Radio Munot war vom 1. bis 5. August mit dem Munot-Mobil im Pfadi Bundeslager im Goms. In täglichen Live-Sendungen berichtete das BuLa-Radioteam mit Sabrina Zwicker, Marco Kistler und Loris Vetter aus der grössten temporären Stadt der Schweiz. Die Sendungen waren nicht nur für unsere Hörerinnen und Hörer sondern auch für die Reporter vor Ort ein Erlebnis. Hier ihre Geschichten:

Der Start in das Bundeslager wurde uns durch eine tägliche Berichterstattung vieler Medien in der ersten Woche vorweggenommen. Erste Eindrücke, wie es werden könnte, wurden bereits gesammelt. Als wir jedoch im Oberwallis, im Goms unser Lager aufgestellt hatten und durch das Gelände gingen, fühlte sich alles anders an. Nur schon die Grösse dieses Lagers wurde uns erst bewusst, als wir selbst auf dem Gelände waren. Die vielen Pfadfinderinnen und Pfadfinder, welche stetig gut gelaunt und auch etwas «gwunderig» durch die Zeltstadt wanderten, haben uns direkt mit dem «Pfadivirus» angesteckt. Kaum eine Stunde auf dem Gelände wurde bereits die richtige Ausrüstung gekauft und mithilfe von Pfadis angezogen. Ganz nach dem Lagermotto «mova – on y va» fing unser Hirn zu rattern. Das wir wohl kaum viel Zeit haben werden, um uns zu erholen, war uns bewusst. Zu diesem Zeitpunkt jedoch egal. Der grobe Fahrplan, die wichtigsten Tagesthemen waren vorbereitet und schliesslich sollte man im Radio auch spontan sein und nicht alles verplanen. Diese Spontanität wurde von uns zu einem späteren Zeitpunkt auch abverlangt.

Wir haben nach der Übernahme vom Munot Mobil eine Weile gebraucht, um herauszufinden, wann es überhaupt etwas «Znacht» gibt. Ausserdem musste unser Camper noch eingerichtet werden, um darin schlafen zu können. Schon zu Beginn waren unsere organisatorischen Künste gefragt. In einem Lager mit über 30’000 Leuten keine einfache Angelegenheit, die richtigen zu finden. Zum Glück hilft man sich gegenseitig in der Pfadi, was uns in dieser Woche immer wieder aufgefallen ist. Die fünf Grundsätze der Pfadi waren von Beginn an zu spüren. Sei es die Beziehung zu Mitmenschen, umweltbewusstes Handeln oder die gewisse Offenheit gegenüber aller Menschen.

Uns wurde auch schnell bewusst, ohne Mikrofon geht nichts. Den Satz, «ah, hätti doch nur s’Mikrofon debi» kam nach den ersten Stunden nicht mehr aus unserem Mund. Das Mikrofon war sogar beim Zähneputzen dabei, da es ja überall eine Geschichte zu erzählen gab.

Eine grosse Freude auf diese Woche und ein wenig Ungewissheit machte sich breit.

Radio machen, mal anders

Im Pfadi Bundeslager war alles anders. Normalerweise kommen wir in die Redaktion und planen unsere Sendung an jenem Tag, an dem sie stattfindet. Es ist manchmal auch schwer, passende Inhalte zu finden. Nun aber eben stand die Woche BuLa an. Wir streckten Monate davor etliche Male unsere Köpfe zusammen, um die richtigen und wichtigen Geschichten hervor zu schürfen: Wie können alle hungrigen 30‘000 Menschen drei Mal am Tag essen? Wohin mit dem vielen Abwasser? Was, wenn das Goms überschwemmt wird?! Dann kamen aber noch die Sidestories dazu; Die Singabende der Pfadis, die Tauschspiele (Ich gebe dir eine Kravatte aus Georgien, du mir aus England ok?), das offizielle Gelände – der BuLavard – mit unzähligen Aktivitäten (Skateboarden, Kletterturm, Fanshop, und und  und).

Wir waren ausgestattet mit Mikrofon, Computer und Sendebus. Mit dem Mikrofon holten wir die Stimmen und Stimmungen ein. Das Munot Mobil war unsere „Live-Funkstation“. Das Handling war plus/minus dasselbe wie in Schaffhausen. Aber das Ein- und Ausgehen ein anderes. So viele Gäste hatten wir einladen, die über ihren Arbeitsbereich berichteten (Sanität, die BuLa-Band, die Verpflegungszentrale). Nicht zu vergessen die Kinder und Erwachsenen, die einfach so mal reinspazierten, um unter anderem irgendeine Aufgabe zu erfüllen, z.B. „Ich muss im Radio jemanden grüssen.“ Speziell zu erwähnen sind auch die Funk-Mikros, mit denen Ereignisse vor dem Sendebus nach Schaffhausen und Umgebung übertragen werden konnten.

Für Radioleute war das BuLa einfach ein Spielplatz, ein Schlaraffenland. Unendliche Geschichten lagen parat, wir improvisierten mit den technischen Mitteln, die uns zur Verfügung standen Stichwort Taufe (mehr dazu in Highlights.) Das Radio ist da, um Emotionen zu wecken, andere Leute an andere Schauplätze mitzunehmen und das geht am besten wenn es „tönt und täscht“ . Emotionen und Geräusche lagen parat wie Sand am Meer, wir mussten sie nur noch einfangen und weitergeben.

Highlights

Für uns als BuLa-Crew war nur schon die Woche selbst das Highlight des Jahres. Als es aber so weit war, reihte sich dann wirklich ein Highlight ans andere. Als Arbeitsgspänli kennen wir uns natürlich ziemlich gut, aber bei einander übernachtet hatten wir noch nie. Bis zum BuLa. Wir waren in einem kleinen Van zu dritt am Schlafen. Er hatte alles, drei Betten, eine kleine Küche (die wir nicht brauchten, weil wir in der Küche für die Helfer*innen verköstigt wurden) und genügend Stauraum. Schon am ersten Tag nach unserer Ankunft war die 1. August-Feier dran. Kinder und Jugendliche, die – nicht wie wir –  schon eine Woche lang im Zelt lebten, waren hellbegeistert, als am Nationalfeiertag Skydiver mit Rauch und Schweizerfahne vom Himmel flogen und der grosse Überraschungsgast HECHT die Bühne rockte. Wir waren auch begeistert und fast ein bisschen erschlagen, weil wir uns immer noch am Einfinden waren bei all den Eindrücken.

Wir besuchten Pfadis aus der Region bei ihrem Singabend. Das Highlight dabei war bestimmt, das sie Dieter Wiesmans „Bloss e chlini Stadt“ sangen und den Teil mit „sind’s bim nöcher luege sicher Italiener“ statt Italiener „Pfadi Thaynge, Beringe, Seewadel, Güetli, Nüüchirch“ gesungen hatten. Alles ging so einfach von der Hand. Als Sabrina zum Beispiel die Pfadis Laufen-Neuhausen besucht hatte, fragte sie, ob die Gruppe dabei wäre, eine Taufe live auf Sendung mitzumachen.

Was dann am Mittwoch, 3. August, um ca. 14.03 Uhr auf Radio Munot passierte, verstosste grundsätzlich gegen etliche Radio Maximen. Ca. 20 Minuten wurde die komplette Taufe von Marco über die Funk-Miks übertragen. Marco wurde gekidnappt.

Vor dem Radio war eine blachenverhangene Kreatur, die ihn bestrafen wollte, weil er „ohne Erlaubnis“ über die Pfadis berichtet haben soll. Marco musste sich durch einen Blachenwurm kämpfen, aus einem Topf voller Kompost die in Alubällchen verpackten Buchstaben seinen neuen Namen zusammensuchen, einen hässlichen Trank trinken und den neuen Namen in alle Himmelsrichtungen schreien. „Wirbel“ war geboren und hatte genau einen Song Zeit, um schon über das nächste Highlight zu berichten: Die Pfadi nahm über Funk Kontakt mit der Raumstation „ISS“ Kontakt auf.

Um nicht alle Highlight so detailliert zu erzählen: Vor dem Sendebus gab es noch ein Live-Konzert der Lagerband. Am Abschlussabend spielten Blay und 77 Bombay-Street. Die Kinder tobten, tanzten, schwangen ihre Pfadi-Kravatten und feierten, wie wir Erwachsenen es längst verlernt haben. Zu guter Letzt: Unser Munot Mobil erlangte „Promistatus“.

Munot Mobil

Es schien als wären die Pfadfinder ohne Scheu auf die Welt gekommen. Jemanden in das Munot Mobil zu bekommen um über die Welt der Pfadis zu sprechen war nicht schwer. Im Verlauf der Woche wurde es mehr zum Problem, die Pfadis aus dem Sendebus zu halten, um unsere Arbeit zu machen. Das Interesse wuchs und es ist schnell durchgesickert, dass nach dem grossen SRF, das kleine Radio Munot auf Platz war. Verantwortliche der Aktivitätsstände neben dem Bus sagten zu uns; «seit ihr hier seit, läuft einiges mehr» was alleine schon ein Kompliment war. Aus einem Besuch wurden meistens mehrere und viele der Pfadis wollten Songwünsche und Grüsse ausrichten. Es war jedoch nicht nur das «chan ich au öppis im Radio säge», nein es wurde oft einfach mit Adleraugen beobachtet, wie das Radiomachen funktioniert. Still und leise, standen die Pfadis im Munot Mobil und sahen zu was gemacht wird.

Auf dem Gelände waren jedoch nicht nur Pfadis sondern auch Besucherinnen und Besucher. Wir wurden teilweise mit Fragen über die Frequenzen die Kosten eines Radios ausgefragt. Teilweise konnten wir dienen, manchmal nicht. Kurz gesagt, das Munot Mobil wurde zu einem Treffpunkt, ein Ort der Interresse weckte und ein Ort der das Adrenalinpegel höher steigen liess. Sobald die Mikrofone auf «On Air» geschalten wurden, kam bei einigen doch die Nervosität zum Vorschein.

Die Pfadis sind auch nur Menschen, nur unerschrockener und «Gwundernasene».

Fazit Marco

Mein Fazit aus dieser Woche, das der Marco der zuvor keine Berührungspunkte mit der Pfadi hatte, nun fast zum «Pfadichind» wurde. Ich bin beeindruckt von dieser Organisation, wie alles auf die Beine gestellt und organisiert wurde. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage, eine solche Organisation in einem Verein findet man nicht so schnell wieder. Kommt hinzu, dass die Pfadi weit mehr ist, als nur die Kinder im Wald beschäftigen zu wollen. Um noch einen weiteren Aspekt hinzuzufügen, es war einfach eine sehr, sehr coole Woche. Radio machen auf eine andere Weise, fern von Studio und Region.

 

Fazit Sabrina

Als ehemalige Pfaderin war das BuLa für mich zum einen ein Wiederaufleben der damaligen – sehr prägsamen und positiv verknüpften – Zeit. Hinzu kam, dass es vom Aspekt „Radiomachen“ her die bisher beste Woche meiner Karriere war. So viel Abwechslung, so viel Überraschendes, so viel, worüber wir berichten konnten. Das Zusammenspiel innerhalb der BuLa-Crew harmonierte. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Medienteam vom BuLa war 1A. Die Kinder und Jugendlichen waren extrem spannend zu beobachten, weil sie so sehr die Chance hatten, sich auszutoben, jung zu sein und in eine ganz andere Welt einzutauchen. Es machte extrem viel Spass mit ihnen zusammenzuarbeiten. Hoffentlich in 14 Jahren wieder.

Impressionen